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Olivio Travaglini, Grenchner Stadtanzeiger
BÜREN AN DER AARE aus. Bis Mitte Dezember vermittelt die ARTis Galerie an der Hauptgasse vor allem mit neueren Gemälden einen Eindruck von seinem Schaffen der letzten vier Jahre.

Von seinem Wohnhaus mit Atelier in der Spittelgasse bis zur ARTis Galerie vorne an der Pflugkreuzung mit der Hauptgasse ist es nur ein Katzensprung. Hier stellt Olivio Travaglini nach fünf Jahren Pause erstmals wieder einen Teil seines künstlerischen Schaffens aus. Auf den Grund für diese Pause angesprochen erklärt er: «Ich hatte schon Anfragen, aber es hat nie gepasst. Ich wollte auch nicht, denn mein Werk war noch nicht bereit für eine Ausstellung.» Zu Trudi Lädrach von der ARTis Galerie hat der 45-Jährige seit langem ein sehr gutes Verhältnis und stellte schon öfters bei ihr aus. Nun habe es wieder gepasst, meint Olivio Travaglini. Bis am Sonntag, 14. Dezember sind in der prominent gelegenen Galerie in Büren an der Aare 33 grössere und zum Teil sehr kleine Gemälde von ihm zu sehen.

Olivio Travaglini malt hauptsächlich in Acryl auf Leinwand oder Büttenpapier und baut die Gemälde schichtweise auf. Manchmal verarbeitet er Pigmentpulver, wodurch räumliche Effekte entstehen und mit der abschliessenden Lackschicht die Flächen ihre eigenartige Körnung erhalten. Der Grossteil seiner Bilder weist einen unverkennbaren Charakter auf. Meist komponiert er vor einem abstrakten Horizont fliessende Formen durcheinander. Die dadurch entstehenden Flächen füllt er mit einer abgestuften Färbung einzeln und unterschiedlich aus und grenzt sie teilweise klar voneinander ab. Das erinnert an Graffitis, erzeugt eine gewisse Räumlichkeit und hat etwas Skulpturenartiges. Manche erkennen darin formgewordene Musik oder haben das Gefühl, mechanische Teile winden sich zu organischen Strukturen, denn die Farbe Blau in all ihren Schattierungen dominiert die meisten seiner Bilder und sorgt dafür, dass seine Figuren sowohl statisch als auch lebendig wirken. Darauf angesprochen schmunzelt Olivio Travaglini und nickt verständnisvoll. «Ich gebe den Bildern zwar Namen, aber am Ende muss der Betrachter selber wissen, was ihm an einem Bild gefällt, wenn er es bei sich zu Hause an die Wand hängt.»

Stark mit Region verbunden

Nach der Schule für Gestaltung in Biel und der Kunstgewerbeschule in Bern arbeitete er zeitweise im Atelier seines Vaters mit, dem Maler und Bildhauer Peter Travaglini. Seit 1999 ist Olivio freischaffender Maler und Plastiker und hat schon in über zwei Dutzend Galerien von Genf bis Zürich, vorwiegend aber in der Region Büren-Grenchen Werke ausgestellt. Er verbringt zwar fast einen Drittel des Jahres in seiner Wohnung in seinem Tessiner Heimatort Vira am Lago Maggiore. «Dort bin ich aber nicht für grossflächiges Arbeiten eingerichtet und zeichne eher. Mein Hauptsitz ist in Büren. Hier wohne und arbeite ich, und hier ist auch meine Familie.»

Mit der Kunstszene in Grenchen fühlt sich Olivio Travaglini stark verbunden. Toni Brechbühl etwa habe immer gut zu den Künstlern in der Region geschaut, und auch die Ausstellungen im Hotel Krebs von Emil Blüemli hätten ihm jeweils viel gebracht. Ein Teil seiner «Büez» sind Auftragsarbeiten, und er finde es immer wieder spannend zu sehen, was dabei herauskommt. Neben Gemälden stellt Olivio Travaglini auch Skulpturen her. Etwa die Aluminiumplatte am Sockel der Infotafel oben auf dem Schlosshubel von Büren, die künstlerisch aufgearbeitet die Dinge zeigt, die dort bei Ausgrabungen zum Vorschein kamen. Ausserdem war er Bassist der Ska-Band The Ventilators, mit der er durch halb Europa getourt ist.

Zurück in die ARTis Galerie: Die Ausstellung zeigt vor allem Aktuelles sowie Gemälde aus den letzten vier Jahren. «Aquamarin und Türkis samt ihren Abstufungen sind Farbtöne, die ich schätze», sagt Travaglini. Mittlerweile dominieren sie seine Bilder aber nicht mehr so stark, und mit den anderen Farben hat sich das Blau quasi zu den «United Colours of Travaglini» vereint. So lautet denn auch der Titel der Ausstellung. Und neben «typischen Travaglinis» zeigt sie auch surreale Szenen oder konkrete Objekte, wie die fette Raupe, die sich über drei Bilder ausbreitet. Mit Gemälden von der Grösse einer Zigarettenschachtel bis zum Posterformat ist schliesslich für jedes Budget etwas vorhanden.

Die ARTis Galerie an der Hauptgasse 32 ist jeweils donnerstags von 16 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 13 bis 16 Uhr sowie nach telefonischer Voranmeldung geöffnet.